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INTERVIEWS

„Elvis war wirklich so gut in Karate!“
(Interview mit Bill Wallace in Koblenz, 13. September 2011)

Bill „Superfoot“ Wallace (66, links auf dem Foto) gehört zu den ganz großen Persönlichkeiten der internationalen Kampfsport-Szene. Von 1974 bis 1980 war der aus Portland/Indiana stammende Kämpfer ununterbrochen Weltmeister im Kickboxen. Mit Elvis Presley verband Bill Wallace eine gute Freundschaft, und vor allem Mitte der 70er Jahre trafen sich der King und der Champion häufig zum gemeinsamen Karate-Training. Heute bereist Bill Wallace, der sich in immer noch bestechender körperlicher Verfassung befindet, mit Kampfsport-Seminaren die Welt. Am Rande eines solchen Seminars, das vom deutschen Kampfsport-Ass und Elvis-Anhänger Bernie Willems (rechts auf dem Foto) im „Hilda-Gymnasium“ in Koblenz organisiert worden war, stellte sich Wallace den Fragen von Peter Beines von „The King’s World“ zum Menschen, Künstler und Karate-Kämpfer Elvis Presley.



Bill, es ist eine Ehre und eine Freude, Dich kennen zu lernen. Du bist sowohl als Kickbox-Weltmeister und Karate-Experte bekannt als auch als guter Freund von Elvis. Wie kam es zu der Verbindung mit Elvis?

Ich traf Elvis das erste Mal im Jahr 1972. Ich ging in Memphis auf die Universität, und Elvis kam in die Karateschule von Kang Rhee, wo ich unterrichtete. Ich war zu dieser Zeit amerikanischer Meister, und ich nehme an, dass er mich deswegen kennenlernen wollte. Unsere erste Begegnung war sehr nett, sehr freundlich. Ich verließ dann die Stadt, um meine Karriere voranzutreiben, doch 1974 kontaktierte mich Elvis und bat mich, zurückzukehren. Er wollte das „Tennessee Karate Institute“ aufbauen und mich dabei haben. Ich bin seiner Bitte gefolgt, und wir haben ab 1974 das Institut in Memphis aufgebaut. Dort konnte Elvis Karate trainieren, wann immer er wollte, und er kam oft mit seinen Jungs wie Red West, Sonny West, Jerry Schilling und Dave Hebler dorthin.


Es mag Leute geben, die sagen, Elvis habe nur deswegen hohe Auszeichnungen in Karate erhalten, weil er eben Elvis Presley war, aber nicht deswegen, weil er wirklich so gut war. Aus Deiner professionellen Sicht: Wie gut war er wirklich?

Er war wirklich so gut! Er beherrschte die Technik. Er hatte natürlich nicht die Zeit, täglich zu trainieren wie jemand, der wettkampfmäßig Karate betreibt. Aber er hat hart und zielgerichtet daran gearbeitet, wann immer es ging und sich die Techniken wirklich erarbeitet. Er war stark, er war kraftvoll, und er hatte Freude daran.


Du weißt vermutlich, dass Elvis viele Karatebewegungen in seine Bühnenshows eingebaut hatte. Hast Du mal ein Elvis-Konzert erlebt?

Oh ja! Ich habe ihn vier Mal gesehen. Das erste Mal war in Bloomington in meiner Heimat in Indiana, dann in Atlanta/Georgia und in... warte, lass mich überlegen..., ja, in Las Vegas und in Los Angeles. Das Atlanta-Konzert ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben.


Warum gerade dieses? Und welches von Elvis’ Atlanta-Konzerten war das?

Das war am 2. Mai 1975. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil Elvis und ich nacheinander im „Omni Coliseum“, dieser riesigen Halle dort, auftraten. Ich hatte am 3. Mai 1975 dort eine Weltmeisterschafts-Titelverteidigung, und er gastierte am Abend vorher dort. Ich habe mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen und bin hingegangen. Das war eigentlich sehr unprofessionell und völlig blödsinnig von mir! Ich wäre besser im Hotel geblieben und hätte mich ausgeruht für den Kampf am nächsten Tag, anstatt zu einem Elvis-Konzert zu gehen. Aber ich wollte es keinesfalls versäumen. Das Konzert war fantastisch! Weißt Du, Elvis war Südstaatler, und Atlanta liegt mitten im Süden. Die Menschen haben ihn wahnsinnig gefeiert, und nach der „American Trilogy“ gab es die längste standing Ovation, die ich je erlebt habe.


Und Dein Kampf?

Hahaha, ich habe gewonnen!


Hast Du einen Lieblingssong von Elvis?

Ja: „American Trilogy“!


Was hast Du für einen Eindruck von dem Menschen Elvis bekommen? Ich meine jetzt nicht den Entertainer, nicht den Karatekämpfer. Ich meine die Person selbst.

Der Mensch Elvis war fantastisch. Weißt Du, ich hatte schon zu Beginn meiner Karriere eine schwere Knieverletzung erlitten, die mich auch später noch plagte. Als Elvis davon erfuhr, scheute er keine Kosten, um einen Spezialisten aus Kalifornien nach Memphis zu holen, der mein Knie sehr gut behandelte. Ohne das wäre ich wohl nie Weltmeister geworden. Elvis war ein wundervoller Mensch.


Abschließend möchte ich Dir eine Frage stellen, die ich jedem stelle, der jemals etwas mit Elvis zu tun hatte: Wo warst Du an dem Tag, an dem sich die schreckliche Nachricht verbreitete, dass Elvis gestorben war, und wie war Deine Reaktion?

Ich befand mich gerade mit meiner Frau im Urlaub in Oklahoma. Ich stellte das Radio an, und sie spielten einen Elvis-Song. Ganz ehrlich, ich habe so viel Elvis in meinem Leben gehört, dass ich in dem Moment was Anderes haben wollte. Ich stellte einen anderen Sender an, und es lief Elvis. Ich wechselte wieder, und auch der Sender brachte Elvis. Da wusste ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Also habe ich in Graceland angerufen. Ich bekam Charlie Hodge an den Apparat und fragte ihn, was los sei. Er antwortete: „Elvis wird nie mehr wiederkommen.“ Ich fragte, was denn nur passiert sei. Charlie antwortete: „Er ist heute Mittag gestorben.“ Ich hab’ nur noch ein „Waaas?!“ rausgekriegt und sonst nichts mehr sagen können. Ich war sprachlos, einfach fassungslos. Tja, so war das...


Warst Du jemals in Graceland und hast das Grab besucht?

Ja. Und ich habe auch Freunde von mir dorthin geführt. Aber das Wichtigste für mich sind meine persönlichen Erinnerungen an Elvis, an das Training mit ihm und an den Spaß, den wir zusammen gehabt haben.


Dieses Interview wird auf unserer Internetseite veröffentlicht werden. Hast Du vielleicht eine Botschaft an die deutschen Elvis-Fans?

Bleibt aufrecht! Elvis war ein wundervoller, ganz wundervoller Entertainer! Er war eine großartige Persönlichkeit, und seine Musik wird für immer weiterleben!


Das ist das beste Schlusswort, das Du finden konntest! Ich danke Dir sehr für dieses außergewöhnliche Gespräch und dafür, dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast.

Ich habe das gerne gemacht, und ich danke Dir.

















Interview: Peter Beines, Fotos: Volker Stockel, Peter Beines

Mit besonderem Dank an Bernie Willems.

Veröffentlichung, Weitererbreitung und/oder Abdruck, sei es vollständig oder in Teilen,
nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung von „The King’s World“.


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