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Joe Guercio, geboren in Buffalo/New York, gehört seit fast 50 Jahren zu den wichtigsten, renommiertesten und einflussreichsten Persönlichkeiten des amerikanischen Musikbusiness. Von August 1970 bis August 1977 agierte der Dirigent, Arrangeur und Pianist als Leiter von Elvis Presleys Orchester und war in dieser herausragenden Funktion nicht nur bei allen Live-Konzerten des King dabei, sondern prägte dessen bombastischen Sound der 70er Jahre nachhaltig. Im dänischen Randers sprach der Maestro mit Peter Beines von „The King’s World“ in einem exklusiven Interview ausführlich über seine Anfänge in der Musikszene, über die Arbeit mit Elvis und über heutige Elvis-Projekte.
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Guten Morgen, Joe. Es ist eine Freude, Dich nach Deinem gestrigen Auftritt schon heute wiederzusehen! Die Freude ist ganz auf meiner Seite.
Ich bin als Kind einer italienischen Einwandererfamilie in Buffalo/New York aufgewachsen. In unserer Gegend lebten viele Italiener. Und weißt Du, Italiener sind sehr lebensfroh und musikalisch. Es ist ein Teil ihrer Kultur. Ich war also ständig von Musik umgeben, ich wuchs damit auf. Meine Schwester war Musiklehrerin. Es war also auch eine familiäre Sache, weißt Du.
Ja. Ich ging nach New Haven/Connecticut und studierte dort Klavierspiel, Dirigieren und Arrangieren. Leider kann ich nicht mehr Klavier spielen wegen meiner Arthritis.
Die erste überhaupt war die Sängerin Patti Paige. Mit ihr trat ich zum ersten Mal auch in Las Vegas auf. Mein Gott, wie lange das schon her ist! Ich habe mit vielen Künstlern gearbeitet, auch am Broadway in New York.
Ich sollte schon 1969 musikalischer Direktor des neuen „International Hotel“ in Las Vegas werden. Nun hatte ich zu dieser Zeit einige Künstler, die ich musikalisch betreute, und diese hätte ich gerne mitgenommen. Das aber akzeptierte die Hotelleitung nicht, und so wurde zunächst nichts daraus.
Ja, richtig. Aber offenbar war Elvis mit dieser Lösung nicht glücklich. Jedenfalls rief mich Alex Shoofey, der General-Manager des „International Hotel“, 1970 an und bat um ein erneutes Treffen. Ich ging hin, und man signalisierte mir, dass man meine Bedingungen nun akzeptieren werde. Kurz darauf kontaktierte mich Tom Diskin, die rechte Hand von Elvis’ Manager ‚Colonel’ Parker, und sagte mir, dass er und der ‚Colonel’ mich gerne kennenlernen möchten und dass ich nach Los Angeles zu einem Treffen kommen solle. Beide erkundigten sich genau nach meiner bisherigen Arbeit. Was sie besonders interessierte, war die Tatsache, dass ich schon fürs Fernsehen gearbeitet hatte. Ich erfuhr kurze Zeit später, dass man bereits für den Dokumentarfilm „That’s The Way It Is“ plante, und meine TV-Erfahrung schien ihnen wichtig zu sein. Und so wurde ich Musik-Direktor des Hotels und Leiter von Elvis’ Orchester. Das erste Mal arbeiteten wir im August 1970 zusammen bei „That’s The Way It Is“.
Ich dachte, wir lebten in verschiedenen Welten. Er arbeitete mit einem Trio als Band, ich war ein Orchester-Mensch. Streicher und Bläser waren meine Welt. Wozu braucht man ein Orchester bei „Hound Dog“, fragte ich mich, hahaha! Aber weißt Du, Peter: Als ich das erste Mal seine Hand schüttelte, ... mein Gott, sein Charisma war einfach unglaublich! Während der Proben realisierte ich dann sofort, wie großartig er in Wirklichkeit singen konnte.
Als Musiker hatte er ein großartiges Gehör. Er hatte ein besonderes Gespür, das war einfach in ihm. Als Entertainer: Es gab keinen besseren! Wenn Elvis in einer Riesenhalle auftrat mit 20 000 oder 22 000 Menschen, wurden die Besucher in der letzten Reihe genauso gut unterhalten wie die in der ersten oder zweiten. Er hatte diese immense Reichweite, weißt Du. Das ist etwas, das nur sehr wenige haben.
Allerdings, es kam mir vor wie Dreharbeiten zu einem italienischen Film, hahaha! Ich erzähle Dir was: Nach den ersten zwei Konzert-Tagen mit Elvis sagte ich zu Joe Esposito, dass es leichter ist, einer Handvoll Murmeln zu folgen, die eine Treppe hinunter kullern, als Elvis auf der Bühne zu folgen. Am nächsten Abend kam ich in meine Garderobe, und der ganze Boden war übersät mit Murmeln! Auch in meinem Schrank und in meinen Sachen waren überall Murmeln. Und am Spiegel hing ein Zettel, auf dem stand: „Folge der Murmel, E. P.“
Nun, wir durften Vorschläge machen, aber Elvis traf die letzte Entscheidung. Soweit ich weiß, hatte Charlie Hodge einen starken Einfluss auf die Setlist beim „Aloha“-Konzert.
Welche Lieder meinst Du speziell?
Hmm, also „Moody Blue“ haben wir viele Male geprobt, allerdings immer ohne Elvis. Ich denke, Elvis machte das Songprogramm aus der Sicht eines Entertainers. Klar, jeder Künstler spielt live seine aktuellen Hits. Aber Elvis war auch da anders. Wenn er das Gefühl hatte, dass ein Lied kein geeignetes ‚Auftrittslied’ war, dann spielte er es nicht.
Der Lead-Trompeter ist immer sehr wichtig. In den ersten Jahren war dies Pat Houston, später natürlich Walt Johnson. Dann Ron Feuer, der Keyboarder. Er war – und ist noch heute – das Bindeglied. Er hält quasi den ganzen Laden zusammen. Mit ihm arbeite ich schon seit mehr als 40 Jahren zusammen.
Oh ja, Marty! Der vielleicht beste Bass-Posaunist, den ich je hatte. Er spielte diesen starken Part bei „You’ve Lost That Lovin’ Feelin’“. Elvis liebte Martys Beitrag dort. Ich kann nur sagen, dass ich sehr glücklich bin, ein Teil von alledem gewesen zu sein.
Wie Du sicherlich weißt, sollten wir am 17. August 1977 eine neue Tournee beginnen, und wir waren am Tag davor schon auf dem Weg zum Eröffnungskonzert in Portland/Maine. Auf dem Flughafen von Las Vegas hatte ich das Orchester zusammengezogen und in das Flugzeug gesetzt, das mit Tom Diskin und Jackie Kahane aus Los Angeles gekommen war. Ich selbst wollte erst am folgenden Tag kurz vor dem Konzert nachkommen, da ich am Abend des 16. August noch die Eröffnungs-Show von Ann Margret in Vegas sehen wollte, die ich sehr schätzte und mit der ich auch schon gearbeitet hatte. Nachdem die Elvis-Truppe abgeflogen war, ging ich mit meiner Frau noch etwas einkaufen und hörte zwei Mädchen sagen, wie traurig es doch sei, was mit Elvis passiert ist. Ich fragte sie: „Was ist mit Elvis passiert?“ Sie antworteten: „Er ist vorhin tot aufgefunden worden.“ Peng! Das war die Killer-Nachricht schlechthin! Ich rang nach Fassung und versuchte dann, den ‚Colonel’ im Hotel in Portland zu erreichen, was auch gelang. Er bestätigte mir die Nachricht. Es war der Tag, an dem einfach alles endete...
Ja. Jackie Kahane sagte mir, dass er dorthin gehen würde, und fragte mich, ob ich mitkommen könne, was ich dann natürlich auch tat.
Das ist wie ‚Twighlight Zone’. Du gehst 35 oder 40 Jahre zurück und arbeitest wieder mit allen Leuten von damals. So etwas gibt es normalerweise doch gar nicht! Ich erinnere mich an die Erstaufführung von „ELVIS – The Concert“ im Jahr 1997. Das war irre. Ich meine, manche von uns hatten sich seit damals nicht mehr gesehen. Jetzt kamen wir alle wieder zusammen und mussten fast lachen; die einen grau geworden, die anderen wie Bill Baize keine Haare mehr auf dem Kopf. Aber es funktionierte sofort wieder, wir waren ganz schnell wieder in der Sache drin, und es fühlte sich so an, als sei kein Tag vergangen.
Zusammen mit Joe Moscheo und „Elvis’ Imperials“ plane ich eine Show, die Elvis’ Gospel-Musik in den Mittelpunkt stellt. Gospel bedeutete ihm so viel. Wir nennen es „The Gospel Side Of Elvis“.
Nicht notwendiger Weise. Ich denke mehr daran, als Produzent dieser Show zu fungieren.
Ich danke Euch für Euer Interesse!
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Mit besonderem Dank an Henrik Knudsen.
Veröffentlichung, Weitererbreitung und/oder Abdruck, sei es vollständig oder in Teilen,
nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung von „The King’s World“.