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Legenden werden nicht geboren. Legenden werden gemacht. Und an der Legende Elvis Presley haben viele Menschen über viele Generationen erfolgreich gearbeitet. Ich bin einer davon, einer der seit über 50 Jahren ein Fan des Mannes aus Tupelo in Mississippi ist. Geboren 1941 in Bremen, bin ich eigentlich ein gebürtiges Nordlicht. Doch wie bei so vielen anderen Menschen hat mich der Krieg mit meinen Eltern aus meiner Heimatstadt in die Fremde verschlagen, in unserem Fall nach Recklinghausen. 1954 nahm mein Vater den Auftrag seiner Firma an, in Montevideo/Uruguay ein Elektrizitätswerk zu bauen. Mit Sack und Pack ging es also ab nach Südamerika. In der neuen fremden Heimat Montevideo hatte mein Vater einen Bungalow gemietet, in dem wir alles hatten, z. B. ein modernes Badezimmer und einen riesengroßen Kühlschrank. Dazu für mich ein eigenes Zimmer. Im Garten wuchsen Zitronen und Apfelsinen, und die Kolibris kamen uns besuchen. Ich besuchte die deutsche Schule in Montevideo und lernte natürlich viele neue Freunde kennen. Diese neuen Freunde hörten in ihrer Freizeit viel Musik, z. B. The Platters, die mit „Only You“ in Uruguay sehr erfolgreich waren. Zu Hause gab es nur ein Radio, und es wurde abends die Deutsche Welle gehört. Im Jahr 1955 gastierten Bill Haley & The Comets in Montevideo in einem Kino. Mit mehreren Freunden hörte ich hier erstmals live den Rock’n’Roll! Bis dahin war ich ein braver Junge gewesen, der nichts mit der damals verschmähten ‚Negermusik’ zu tun gehabt hatte. Aber dieser Rhythmus packte uns alle, und es gingen auch einige Stühle zu Bruch. Dennoch war Bill Haley noch nicht so mein Ding. Um zu schwärmen oder enthusiastisch zu werden, fehlte noch etwas. Ich wusste noch nicht mal was genau… Ein Jahr später: Beim Rumstrolchen in der Innenstadt von Montevideo stand ich plötzlich vor einem Plattenladen. Es war mittlerweile November 1956 geworden. Im Schaufenster sah ich die Werbung für einen gewissen Elvis Presley mit dem Slogan „The Boy From Memphis“. Also rein in den Laden; die Verkäuferin machte mich richtig heiß auf den jungen Sänger aus den USA. Sie war regelrecht ‚jeck’ auf den gut aussehenden Jungen. „Que bonito es este muchacho americano!“ „Das ist typisch Frau“, dachte ich. Nur nach dem Aussehen gehen die Muchachas hier. Doch als ich die Stimme von Elvis zum ersten Mal hörte, war es um mich geschehen. Die LP „Elvis“ wurde gekauft von den letzten Pesos, die ich hatte. Die Platte war spitze, sie hatte Rock’n’Roll- und ebenso Balladen-Songs. Dazu kam das tolle Aussehen des Sängers aus Memphis. Da hatte die Muchacha verdammt Recht gehabt. Elvis verursachte eine Revolution auf dem Plattenspieler zu Hause. War der zuvor fest in der Hand von deutschen Schlagern und klassischer Musik gewesen, sorgte Elvis ab jetzt für Verdruss und Irritationen bei meinen Eltern. Das war für sie einfach Hottentottenmusik! Doch für mich war es der Beginn meiner Leidenschaft für Elvis. Natürlich wurden auch seine nächsten LPs gekauft sowie die Singles. Der erste Film „Love Me Tender“ wurde mit Freunden angeschaut, und man war enttäuscht am Ende des Films, als Elvis darin starb. Der Abschied vom schönen Uruguay kam 1958. Das Kraftwerk war von meinen Vater fertig gestellt worden, und es ging per Schiff zurück nach Deutschland. Ich wollte nicht weg, meine Mutter und meine Schwester auch nicht. Aber mein Vater musste beruflich wieder nach Deutschland. Die Rückkehr nach Recklinghausen war für mich schrecklich. Ein kleiner Kultur- und Klimaschock war es für mich. Tristesse und ‚Scheißwetter’ fand ich hier vor. Mir fehlten das Flair und die Sonne Südamerikas, und mein Vater hatte zudem alle Elvis-Platten in Montevideo gelassen. Wenigstens hatte meine Mutter meine erste LP „Elvis“ gerettet und mit rüber geschmuggelt. Die LP war hier unwahrscheinlich wertvoll, sie war nämlich ‚Made in USA’. Alle anderen bis dahin erschienen Singles, EPs und LPs konnte ich nachkaufen. Ich hatte sie wieder alle in meiner Sammlung! Im selben Jahr kam Elvis als Soldat nach Deutschland, doch ich durfte mit meinem Moped nicht nach Friedberg oder Bad Nauheim fahren. Man hörte damals auf seine Eltern... Mit Sehnsucht erwartete ich Elvis’ erste LP nach der Militärzeit. „Elvis Is Back!“ zeigte Elvis in allen Variationen seines Talentes, vom Blues bis zur Ballade. Enttäuscht waren meine Freunde und ich dagegen von seinem Film „Blue Hawaii“. Nicht vom Inhalt, sondern von den leicht ‚schnulzigen’ Songs. Es war eine neue Ära, Elvis hatte eine andere Richtung eingeschlagen, und das war Hollywood für viele Jahre. Trotzdem wurde weiter jede Platte von ihm gekauft. Doch 1968 elektrisierte mich Elvis mit der TV-Show „Comeback Special“ aufs Neue. Da war er wieder, der Rocker der 50er, nur reifer geworden! Es war ein Freistrampeln von all dem, was ihn fast acht Jahre lang eingeschränkt und unterdrückt hatte. Die folgenden 1969er Studio-Aufnahmen waren für mich das Beste, was Elvis je aufgenommen hatte. Im Jahr 1970 heiratete ich meine Freundin Hannelore, die ich 1963 kennen gelernt hatte und die meine Elvis-Leidenschaft bis heute toleriert. Elvis war gerade 35 Jahre alt geworden und feierte in Las Vegas große Erfolge. Dazu kam der dokumentarische Film „Elvis – That’s The Way It Is“. Kurz danach hatte ich einen nicht verschuldeten schweren Autounfall in England, der mich fast zweieinhalb Jahre lang beruflich außer Gefecht setzte. Nach der Rehabilitation ging ich in den Vertrieb. Auf Grund meiner in Uruguay erworbenen Spanischkenntnisse ging die erste Vertriebsreise nach Mexiko. Auch 1976 war ich beruflich in Mexiko, als ich hörte, dass Elvis in San Antonio/Texas ein Konzert geben werde. Ich hatte kein Visum für die USA, doch ich war nur 100 km von der amerikanischen bzw. texanischen Grenze entfernt. Es war der 27. August, der Tag des Konzertes. Was machen? Ich hatte einen amerikanischen Mietwagen und fuhr zur Grenze. Am Grenzübergang Piedras Negras ließ man mich durch, auch die Grenzer in Eagle Pass gaben ihr Okay. Ich war auf dem Weg zum King! Aber dann kam doch das dicke Problem, 20 Meilen hinter Eagle Pass folgte noch eine Kontrolle. Mehr brauch’ ich nicht zu erzählen; 20 Stunden wurde ich fest gehalten und dann mit Polizeieskorte zurück gebracht. Tja, das war’s dann mit einem Live-Konzert mit meinem Idol… Am 16. August 1977 hielten die Musikwelt und ich für einen Augenblick den Atem an. Es kam ganz plötzlich das Adios des King. Elvis Presley war tot! Für mich, die Fans und die Musikwelt ein Schock. Es war, als sei einer aus meiner Familie gestorben. Im Moment konnte ich es nicht fassen. Der King ist tot! Doch es war die Wahrheit, und die Wahrheit kann schrecklich traurig sein. Im Jahr 1991 kam ich als Urlauber mit meiner Frau dann endlich erstmals nach Memphis. 1992 folgten im Rahmen einer Südstaaten-Rundreise mehrere Tage in Memphis, Nashville und Tupelo. Und unsere Silberhochzeit 1995 wurde natürlich im Hilton Hotel in Las Vegas gefeiert. Nachdem ich in den Vorruhestand gegangen war, kam mir im Jahr 2000 die Idee, den 65. Geburtstag von Elvis mit einer Veranstaltung gebührend zu feiern. Der 8. Januar fiel auf einen Samstag, und die „Gaststätte Sasse“ in Recklinghausen war mit fast 200 Fans toll besucht. Sogar das Fernsehen WDR 3 begleitete dieses Event und berichtete am folgenden Sonntag in der „Aktuellen Stunde“ über meine Veranstaltung. Als Live-Interpret konnte Gianni Ragusa gewonnen werden, der kostenlos auftrat. Die Einnahmen (2,- DM pro Person) wurden dem Tierschutzverein gespendet. Mein Standpunkt ist, Elvis’ Geburtstag soll man feiern; da ist Leben geboren worden. Zu seinem Todestag machte ich nie eine Veranstaltung. Jedes folgende Jahr bis 2007 wurde jedoch der Geburtstag des King in verschiedenen Lokalen gefeiert. Leider ließ das Interesse an solchen Events mit der Zeit nach. Doch durch die Gründung des Fankreises „Elvis Never 4get“ (ca. 50 Mitglieder) wurde alternativ 2006 der Fantreff „Elvis Circle“ ins Leben gerufen. Dieser Fantreff findet dreimal im Jahr statt. Bis heute wurden 11 Treffs organisiert, die jetzt in meiner heutigen Heimatstadt Datteln stattfinden. Als Sammler bin ich natürlich noch immer dabei. Es wird fast jede neue CD gekauft, und auch bei den DVDs wird genau geschaut, was interessant und gut ist. Und zum Abschluss möchte ich noch dieses über mein Idol bemerken:
Elvis Presley war ein wahrer Künstler und in dieser Eigenschaft einzigartig! Das wird immer bleiben! Er war einzigartig
talentiert, einzigartig erfolgreich, einzigartig in seiner Ausstrahlung, einzigartig produktiv und einzigartig in seinen
Impulsen und in seiner Großzügigkeit gegenüber Anderen! Schade, er ist zu früh von uns gegangen. |
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